Vintage-Sampler: E-Mu Emax I, & Synthesizer (1986) - AMAZONA.de (2024)

E-Mu for the Masses

21. Mai 2021

Meinen allerersten E-Mu-Sampler erwarb ich 1989 einst im legendären Synthesizerstudio Bonn, Zweigstelle München. Es war ein vollausgestatteter E-Mu EMAX II, der mich mein gesamtes Erspartes gekostet hatte. Für stolze 13.400,- DM wechselte diese Wunderkiste in mein kleines Homerecordingstudio.

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Inhaltsverzeichnis

  • My personal E-Mu Emax-Story
  • Die Geschichte des E-Mu EMAX
  • Keiner von Dave Rossums Lieblingen
  • E-Mu Emax – mehr als eine Billigversion des E-Mu Emulator II
  • Diskettenlaufwerk auf Diät gesetzt
  • Aftertouch nur per MIDI
  • Monosampler mit Stereoausgängen
  • Arco Strings und Shakuhachi
  • Stiff Competition
  • Marktanteile an AKAI verloren
  • Das macht der Chefredakteur
  • Emax I – ein verkappter Analogsynthesizer
  • Der geht auch für live
  • Die Freuden des Multisampling
  • Never say never again
  • Analog-Allergie
  • Eine Krankheit namens DDD
  • Ein Axxe im Sperrmüll
  • Analog-Revival
  • Einen Emulator II zahlt die Kasse nicht
  • Die Medizin
  • SE muss sein
  • Bist Du des Emax würdig?
  • Wo zum Teufel steckt der Liquid Stack?
  • Rasierklinge gegen UHU-Pickel
  • Dynamische Linienführung
  • Blassgrüne Plastiknippel
  • Noch mehr Gummitaster und die Welt der Module
  • Birdrun
  • Flexible Samplingraten
  • Enjoy the silence
  • Samples maßschneidern ohne Knackser
  • Im Autoloop
  • Presets verwalten und definieren
  • Warum sind Double-Sounds mal vier- mal achtstimmig?
  • Matrix für die Controller
  • You’re going to love this arpeggiator
  • Ein harmoniesüchtiger Arpeggiator
  • Der etwas veschenkte Sequencer
  • Steht alles auf dem Gehäuse
  • Analog Processing = Analog Heaven
  • Endlich wieder ein Solid State im Haus
  • LFO mit Random-Effekt
  • Updates für den Emax
  • Synthesis Enhanced
  • Den PPG eingespart
  • Emax – Music for the Masses
  • Alles eine Soße?
  • Einmal quer durch den Garten
  • Analog hat ausgedient
  • Alan Wilders Emax-Sounds
  • Tutorial für Background-Sänger
  • Pauls Boutique und das goldene Zeitalter des Samplings
  • Hilfe von den Dust Brothers
  • Lieber Pro Tools als Emax
  • Ein gefundenes Fressen für Urheberrechts-Anwälte
  • „Plinky chords“ vom Emax – Faith no more
  • E-Mu Emax I – Liebling der Industrialbands
  • E-Mu Emax I – eine gute Alternative
  • E-Mu Emax II – Papas Liebling
  • Peters Favorit
  • Markos Verdikt
  • Den Emax auf Vordermann bringen – Interview mit Mark-Ephraim Kretschmer
  • Klangbeispiele E-Mu Emax I

My personal E-Mu Emax-Story

Ein Freund, der den Vorgänger besaß, wurde nur noch müde belächelt. Erst Jahre später, mit mehr Erfahrung und Urteilsvermögen in Bezug auf Sample-Klänge, wurde mir bewusst, dass Speicherplatz und Samplerate eben doch nicht alles sind. Und dann war ich es, der längst keinen Emax II mehr besaß, wohl aber nach einem Emulator II oder einem Emax Ausschau hielt. In den letzten 10 Jahren konnte ich dann tatsächlich beide erwerben und war von der Kombination aus digitalem Sampling und analoger Nachbearbeitung (die der Emax II nicht besaß) hellauf begeistert.

Wie sich aber herausstellte, waren in meinen Ohren, die Klänge von Emax und Emulator II nur sehr schwer auseinanderzuhalten. Klar gab es Unterschiede, aber eben wirklich minimal. Da es sich bei meinem Emax um die SE-Variante inklusive SCSI, neuem Display und SD-Laufwerk (kein Floppy Emulator) handelte, verkaufte ich den Emulator II wieder, der im Gegensatz zum Emax während der letzten 5 Jahren gleich zweimal zur Reparatur musste. Bis heute habe ich diesen Schritt nicht bereut. Der Emax ist und bleibt einer meiner Lieblingssampler in meinem Setup.

2018 hat uns Costello zu diesem ikonischen Sampler einen exzellenten Artikel verfasst, den ich euch heute nochmals ans Herz legen möchte. Anlässlich dieses Re-Releases möchte ich euch auch einen neuen Mitarbeiter in der Redaktion vorstellen, Florian Koczy. Florian unterstützt die Redaktion seit Anfang des Monats mit exzellenter Bildbearbeitung und professionellen Studiofotos. Mit den ergänzenden Aufnahmen zu diesem Report (gut zu erkennen am dem türkisen Hintergrund auf Steinboden) hat er sozusagen seinen gelungenen Einstand gegeben.

Nun aber viel Spaß mit dem wunderbaren Artikel von Costello zum E-Mu Emax.

Euer Peter Grandl

PS: Für die Wiedergabe meiner persönlichen Emulator II Library sorgt heute übrigens ein Oberheim DPX-1, der seinen Job wirklich erstaunlich gut macht.

Nicht gerade eine Stilikone – dafür bezahlbar: Der Emax präsentiert sich im schlichten grauen Design mit ein paar dezent farbigen Gummitastern

Die Geschichte des E-Mu EMAX

Als ich den E-Mu Emax1986 zum allerersten Mal in einem Berliner Musikgeschäft sah, schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: „Der Wal hat den Buckel verloren“. Der Vorgänger E-Mu Emulator 2 besaß eine ikonische Formgebung, die auf jeder Bühne sofort identifizierbar war – mit der charakteristischen Ausbuchtung an der linken Seite für das Disketten-Laufwerk. Aber durfte man überhaupt beim Emulator 2 vom Vorläufer und beim Emax vom Nachfolgemodell sprechen? Schon der Name machte klar – das ist keinesfalls der E-Mu Emulator III. Emax – das klang irgendwie frecher und auch weniger respektheischend. Er war ja auch ein gutes Stück billiger als der Emulator. Dafür sah der Emax halt nicht so cool aus wie der E2, er hatte deutlich abgespeckt, klar, die Hardware war reduziert worden. E-Mu-Chef Dave Rossum fing damals an, eigene DSP-Chips zu konfigurieren. Im Emax werkelt der erste dieser Chips – Typ E, dem dann noch der eine oder andere Bug ausgetrieben werden musste. Es galt den damals aufkommenden Billig-Samplern Paroli zu bieten. Rossums Unternehmen war gezwungen, mit den Ressourcen ökonomisch umzugehen, um die E-Mu-Technik erschwinglich zu machen: „Emax is a responsive, low cost, surprisingly easy to use musical instrument with staggering creative possibilities.“ (Handbuch zum Emax)

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Keiner von Dave Rossums Lieblingen

Nun ist „low cost“ eine relative Aussage. Denn wirklich preiswert war der E-Mu Emax I(den wir uns erlauben, hier mit einer „I“ zu versehen, damit auch Google unsere beiden Emax-Artikel differenzieren kann), der für knapp 3.000 US-Dollar angeboten wurde (und in der Rackversion für 2.400 US-Dollar), tatsächlich nur in den USA. In Deutschland mussten Interessenten wegen des Dollar-Umtauschkurses tatsächlich immer noch tief in die Tasche greifen. Die Kosten bewegten sich in der Größenordnung eines ausgewachsenen Polysynthesizers. Zum Glück ahnten die Käufer auch nicht, dass Dave Rossum damals nicht zu 100 Prozent hinter seinem Produkt stand: „The Emax was reasonably successful – it made a profit – but because it was a ‚low-cost‘ design, it wasn’t as inspiring as E-mu’s flagship, breakthrough products.As the Emax went from a chip project to a full-blown synth, my focus turned to G and H chips, and I always felt a little apologetic for the limits of the Emax.“ (Dave Rossum-Interview auf AMAZONA.de)

Schon der etwas kecke Name Emax machte klar, dass es sich hier keinesfalls um den ebenbürtigen Nachfolger des Emulator 2 handelte.

E-Mu Emax – mehr als eine Billigversion des E-Mu Emulator II

Die Emax-Käufer dagegen warfen eine Diskette ein, hörten die vertrauten Arco Strings und waren happy. Dank der Brillanz der E-Mu-Entwickler war der Emax zum Glück doch mehr, als nur eine abgespeckte Billigversion des Emulator II. Am Ende macht sich ja (fast) alles am Klang fest. Und ja: Es gibt Soundunterschiede zwischen beiden Instrumenten. Beide machen mächtig Druck, aber der Emax klingt insgesamt etwas weicher. Der Emulator-Sound ist dagegen direkter, härter, mit viel Punch speziell im Low End-Bereich. Für meine Ohren klingen beide Sampler ausgezeichnet und das liegt vor allem auch am Einsatz eines resonanzfähigen analogen SSM-Tiefpassfilters (24 dB/Okt). Feinschmecker (besser „Feinhörer“) verweisen gern auf die unterschiedlichen Filtertypen: Im Emulator 2 werkeln acht dezidierte Tiefpassfilter SSM 2045, während im Emaxacht SSM 2047 ihren Dienst verrichten, die zusätzliche VCA- und Panning-Aufgaben übernehmen müssen. Der gemeinsame Klangcharakter der SSM-Filter ist aber nicht zu überhören. Sehr viel deutlichere Klangunterschiede ergeben sich dagegen im Vergleich zu späteren E-Mu-Samplern, die mit Digitalfiltern ausgerüstet wurden.

Immer noch eine Zierde für jede gepflegte Synthesizersammlung: Der Emulator 2 mit dem charakteristischen „Buckel“ für das Diskettenlaufwerk. (Mit freundlicher Genehmigung von Marko Ettlich)

Heute ist der relative Preisunterschied zwischen Emulator 2 und E-Mu Emax Izwar zusammengeschnurrt, aber immer noch erheblich – 800 bis 1.000 Euro zu etwa 3.000 Euro. Und so ist der Emax nach wie vor die günstigste Möglichkeit, sich den frühen E-Mu-Sound in die eigenen vier Wände zu holen.

Diskettenlaufwerk auf Diät gesetzt

Die schlankere Erscheinung des E-Mu Emax Iist vor allem auch dem Umstieg von den etwas unhandlichen 5 1/4’’ Disketten des Emulators auf 3 ½’’ Disketten geschuldet. Das Emax-Diskettenlaufwerk fand bequem Platz an der vorderen Geräteseite, direkt unter den beiden Rädern für Tonhöhe und Modulation. Der Buckel war schlicht unnötig geworden.

Auch bei den Wandlern auf den ersten Blick ein Fortschritt: Der Emax arbeitet bereits mit 12-Bit-Technik, während der Emulator II noch als reiner 8-Bit-Sampler gilt. Dave Rossum hat allerdings im Gespräch mit Peter Grandl ausgeführt, dass bereits der Emulator 2 tatsächlich feiner auflöste: „Although the sounds were still 8 bits, our companded sigma-delta encoding scheme gave us better than 12 bit fidelity in most cases.“ Und umgekehrt muss man beim Emax einschränkend hinzufügen, dass dieser die Samples intern auch nur mit 8 Bit abspeichert.

Insgesamt machte der Emax mit seinem stabilen Plastikgehäuse, wenn schon keinen spektakulären, so doch einen soliden Eindruck. Die anschlagdynamische 5 Oktaventastatur (C1-C6) ist zwar nicht gewichtet, lässt sich aber angenehm spielen.

Die Tastatur des Emax geht völlig in Ordnung. Aftertouch beherrscht sie allerdings nicht. Dafür muss eine externe MIDI-Tastatur angeschlossen werden.

Aftertouch nur per MIDI

In manchen Beschreibungen des Emax wird Aftertouch erwähnt, was etwas verwirrend ist. Denn über die Emax-Tastatur konnte ich kein Aftertouch auslösen. Ich dachte zunächst an einen Tastaturfehler, wofür etwa der Sequential Circuits VS berüchtigt ist. Doch dann stieß ich eher zufällig in der Bedienungsanleitung auf den Hinweis, dass der Emax tatsächlich Aftertouch besitzt – das man freilich nur über eine externe MIDI-Tastatur nutzen kann.

Der E-Mu Emax Iist – wie der Emulator 2 – zwar nur achtstimmig, trotzdem sind Doublesounds möglich, ohne die kostbare Polyphonie zu opfern. Denn einer Voice können zwei Sample-Klänge zugeordnet werden, die – gegeneinander verstimmt – für einen fetten „detuned“ Sound sorgen.

Monosampler mit Stereoausgängen

Auch eine Verteilung der Klänge im Stereopanorama ist möglich. Denn im Gegensatz zum Emulator 2 besitzt der Emax sogar Stereoausgänge. Der Sampler kann außerdem multitimbral eingesetzt werden und da trifft es sich gut, dass er über acht Einzelausgänge verfügt.

Neben den Stereoausgängen besitzt der Emax auch acht Einzelausgänge. Ganz links der monophone Sample-Eingang.

Das Sampeln selbst ist beim E-Mu Emax Iwie beim Emulator II allerdings nur in mono möglich. Stereosampling bot erst der Emax II. Der interne Speicher des Emax I fasst ganze 512 Kilobyte. Das ist wahrlich nicht viel und kann nachträglich auch leider nicht erweitert werden. Genau aus diesem Grund wurde die maximal mögliche Samplerate von 42 kHz wohl eher selten genutzt. Viele Produzenten entschieden sich für 28 kHz als vertretbaren Kompromiss aus Klangqualität und Samplezeit. Bei geringeren Sampleraten fängt es schnell an zu klingeln und auch die Wärme des Klangs leidet.

Arco Strings und Shakuhachi

Eines der stärksten Argumente für den Emax galt 1986, so wie es im Jahr 2018 gilt – die phantastische Sound Library. Natürlich macht es Spaß, seine eigenen Samples zu erstellen. Aber die großartigen Arco-Strings (Instant Pet Shop Boys) oder der bekannte Liquid Stack sind einfach unnachahmlich und inspirieren augenblicklich zum Spielen. Die zahllosen Chöre, das druckvolle Schlagwerk – für manche die perfekte Alternative zu einer E-Mu SP-12 – oder auch die New Age-Atmosphäre von „Loon Garden“ mit ihrem Wassergeplätscher und Glöckchengebimmel machen den besonderen Reiz des Emax aus. Hier findet sich auch die berühmte Shakuhachi-Flöte, die Peter Gabriels Megahit Sledgehammer einleitet.

Stiff Competition

Mitte der 80er Jahre wurde Sampling bezahlbar. Der erste Preisbrecher war im Jahr 1985 der Ensoniq Mirage, der für umgerechnet 5.800,–DM verkauft wurde. Der Erfolg des Mirage war der Grund, warum sich Dave Rossum überhaupt in die Niederungen des Budget-Segments begeben hatte: „One of my biggest mistakes was not to use crappy technology. When the Ensoniq Mirage came on the scene, it used ‚drop sample‘ pitch shifting … I figured there was no way that serious musicians would use it, because it sounds awful. Boy was I wrong, and Ensoniq sold more $ worth of Mirages in their first year that E-mu probably ever did of all Emulators combined.“ (Interview mit Dave Rossum auf theEmus.com)

Er war „schuld“ am Emax. Mit dem preiswerten Sampler Mirage setzte Ensoniq den Konkurrenten E-Mu mächtig unter Druck. (Mit freundlicher Genehmigung von Retrosynthads)

Rossum musste erkennen, dass sich Musiker damals sehr wohl auch mit bescheideneren technischen Lösungsmöglichkeiten zufrieden gaben, wenn sie sich dadurch einen der so heiß begehrten Sampler leisten konnten. Sie träumten zwar von einem Emulator 2, kauften aber am Ende einen Mirage. 1986 folgte Korg mit dem DSS-1, Sequential Circuits schickte den Prophet-2000 ins Rennen, AKAI brachte den S900 und Roland den S-50 auf den Markt.

Marktanteile an AKAI verloren

Es war also ein durchaus „toughes“ Umfeld, in dem sich E-Mu‘s Emax I behaupten musste, zumal er sich mit 3.000 US-$ am oberen Ende des Preisfeldes bewegte. Mindestens in Europa hat das den Emax Marktanteile gekostet: „Emax’s sold well in the US, and to a more limited degree in Europe… Although it was overshadowed by Akai’s S900/950 rack sampler in Europe, where US music products were expensive.“ (theEmus.com)

Ein weiterer scharfer Konkurrent für E-Mu war die Firma AKAI.

Trotzdem war die Musikwelt ganz Ohr und voller freudiger Erwartung, als der Emax herauskam. Denn das Unternehmen von Dave Rossum hatte einen ausgezeichneten Ruf: Der Emulator II war zu so etwas wie dem Industriestandard für Sampler geworden. Ein hochprofessionelles Gerät, das sich im Gegensatz zu den großen Fairlight und Synclavier-Systemen auch mittlere Studios leisten konnten. Und auch einige Musiker – selbst wenn sie nicht Peter Gabriel hießen. Ein ausgebauter Fairlight CMI III, wie er ab Mitte der 80er zur Verfügung stand, brachte es schnell auf 100.000 Dollar.

Teurer geht immer. Anzeige aus dem Jahr 1982 für das Fairlight CMI-System. Preiswert war nur die Demo-Kassette für 1 US-$ (Mit freundlicher Genehmigung von Retrosynthads)

Das macht der Chefredakteur

Nicht verwunderlich also, dass beim hochrespektierten Magazin „Sound on Sound“ seinerzeit Chefredakteur Ian Gilby sich höchstpersönlich das erste Testexemplar krallte. Zwei Wochen ging er mit dem Emax in Klausur, bevor er einen regelrechten Hymnus veröffentlichte: „It is capable of producing very high quality sound samples which, in tandem with its versatile keyboard assignment and easy to use multi-sampling facility, results in probably the most authentic reproduction of instruments you will achieve this side of the Synclavier or Fairlight Series III.” (Sound on Sound, Januar 1987)

Der gute Mann stand damals nicht unter Einfluss einer psychogenen Substanz, als er den Emax scheinbar in einem Atemzug mit dem Rolls Royce und dem Bentley des Samplings nannte. Man beachte die drei Worte “this side of” – Der SoS-Rezensent hat das Preisniveau des Emax durchaus in seine Betrachtungen miteinbezogen. Trotzdem müssen wir heute natürlich schmunzeln, wenn wir etwas von “most authentic reproduction of instruments” lesen. Denn 2018 sind wir ein ganz anderes Niveau an Authentizität gewöhnt, als es der Emax-Sampler 1986 bieten konnte. Selbst im Vergleich zu meinem Roland S-760 16-Bit-Sampler aus den 90er Jahren liegen bereits Lichtjahre in der Klangqualität.

Der Emax zeichnet sich durch Lofi-Charme und ein sehr gutes analoges Filter aus.

Emax I – ein verkappter Analogsynthesizer

Aber wenn wir ehrlich sind, wäre der E-Mu Emax Iheute nicht besonders spannend, wenn er klingen würde wie eine Kronos-Workstation oder meinetwegen die EastWest Hollywood Strings. Sondern es ist gerade der Lofi-Sound in Verbindung mit einem sehr genialen analogen Filter, was die Faszination eines solchen Samplers aus den Achtzigern heutzutage ausmacht.

Bereits der SoS-Rezensent hatte damals erkannt, dass man den Emax nicht auf die Reproduktion von Stringsounds reduzieren sollte: „Instrument emulation is not just what Emax is about“. Das eigentliche Potential des Emax liege vielmehr in seinen analogen und digitalen Bearbeitungs- und Steuerungsmöglichkeiten. Marko Ettlich geht mit seiner Einschätzung des Emax und seines berühmten Vorgängers sogar noch einen Schritt weiter: „Emulator II und Emax besitzen erstklassig klingende analoge Filter und analoge Amps. Im Prinzip handelt es sich um analoge Synthesizer mit auswechselbaren digitalen Wellenformen und digitaler Steuerung.“ (Sequencer.de-Forum, 2016)

Der Emax verfügt über zwei klassische Wheels, die aber nicht auf Tonhöhe und Modulation festgelegt sind, sondern über eine Matrix vielfältig beschickt werden können.

Der geht auch für live

1986 dürfte viele Musiker aber noch ein anderes Argument überzeugt haben. Der Emax war ein absolut livetaugliches Instrument: “Unlike many samplers which are confined to studios, Emax should soon be visible on many stages and in many clubs.” (Sound on Sound, Januar 1987)

SoS-Chefredakteur Gilby sollte mit dieser Einschätzung recht behalten: So setzten Depeche Mode das zuverlässige Arbeitstier E-Mu Emax I HD bei ihrer „Music for the Masses“-Tour ein und ließen den klanglich überlegenen, aber auch anfälligeren Emulator II im Studio stehen.

Wir werden später noch ausführlicher auf den Einsatz des Emax bei Depeche Mode aber auch bei Bands wie Nine Inches Nails oder Faith No More eingehen. Nicht zu vergessen das Sample-Meisterwerk schlechthin – der Hiphop-Klassiker Pauls Boutique von den Beasty Boys.

Der wegen reduzierter Hardware als recht zuverlässig geltende Emax war in der Ausstattung mit Harddisk auch ein bewährtes Instrument für Live-Auftritte.

Die Stimme des Verbrauchers

Wie immer habe ich einen Zug durch die Gemeinde gemacht und mich in den einschlägigen Foren informiert, was man in Musikerkreisen so spricht über den Emax. Und meistens habe ich da sehr warmherzige Beschreibungen gefunden, voller Sympathie für den Lofi-Sampler:“Not only do you get the superbly warm E-mu output converters, so that kik drums and the like are big and fat with plenty of punch; but the E-max also functions as a superb keyboard synth !! (dancetech.com)

Gerne wird das Lob für den Emax mit einem kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz verbunden.“Excellent old-vintage sampler – just for those of us who like vintage-deep-fat and hot sound: excellent filters…if you want more RAM and less terribly expressive sounds, buy an AKAI!” (Sonicstate 2003)

Wer wird denn gleich zum AKAI greifen?

Manch einer darf sich sogar zu den stolzen Erstkäufern zählen:“Der E-MU Emax 1 war mein erster Sampler und damals schweineteuer wenn auch günstiger als der EMU II. ich war stolz wie Bolle und fühlte mich wie ein Adoptivbruder von Depeche Mode.“ (Neo auf Sequencer.de, 2016)

Kein Einzelfall – offensichtlich spricht der Emax die Fans einer bestimmten Elektronik-Band ganz besonders an:“I love the sound, perfect for Depeche Mode style stuff which is what I’m into.” (Sonicstate)

Genau diesen Typus Emax-Player, der auf die 80er und Retro-Mucke steht, hat Rob Zar („Professional user from USA“) auf dem Kieker. Seinen etwas rustikalen Humor mag man lustig finden oder auch nicht:“bomb ass low-fi sampler!!! – used nowaydays by creative-cool producers and musicians – I’ve heard of some lame asses with mullets still using them like ‘proper’ instruments just using old library disks – probably playing some gay-ass stupid new age or 80s rock – ha ha ha!!” (Sonicstate 2003)

„Mullets“ musste ich übrigens erst nachschauen: Bedeutet soviel wie „Vokuhila“.

Der Emax ist erste Wahl für Depeche Mode-Fans aber auch für „creative-cool producers“.

Die Freuden des Multisampling

Neben einem von manchen als nicht mehr zeitgemäß empfundenen Retro-Einsatz des Emax, der einen leider aus dem illustrem Kreis der „creative-cool producers und musicians“ ausschließt (warum fühle ich mich da bloß auf den Fuß getreten), gibt es natürlichauch Stimmen, die meinen, das ganze Instrument sei nicht mehr up to date:“However, no one has seemed to comment upon the fact that like the Emulator II, the Emax forces you to multisample if you’d like to have a sound transposed along the entire keyboard.” (Sonicstate)

Das machte dann erst der Emax II besser. Wir ahnen schon: das Multisampling ist eine mühsame, langwierige Angelegenheit.Und deshalb sollte man auch nicht mit den falschen Ansprüchen an den Emax I herangehen:“If you’re looking for a cheap way to rip loops, sample realistic acoustic sounds, sound like a popstar, etc. This is NOT the choice for You. This is a MANGLERS synth.“ (Sonic State, 2001)

Aber was hilft das alles, wenn man sich in den Sound verliebt hat?“For straight sampling & production, you’d be nutz to not go for a larger memory unit…. but the emax has a serious sound that is upfront as f*ck and warm….. and most of it’s sounds are excellent.” (dancetech.com)

Mögen einige der zitierten Stimmen inzwischen auch ein Jahrzehnt und mehr auf dem Buckel haben. Das Fazit fällt in diesen Tagen nicht grundsätzlich anders aus:„Es ist der Klang! Diesen Druck und die Wärme sucht man bei heutigen Instrumenten vergeblich. Mein Emax SE war der beste Kauf der letzten Jahre.“ (Marko Ettlich auf Sequencer.de, 2014)

Und dann lassen wir den Marko doch gleich mal ein bisschen spielen :-)

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Wer den Emax einmal sein eigen nennt, der rückt ihn so schnell nicht wieder raus:„Wonderful wonderful machine ヽ(´―`)ノ have had the Emax SE model since forever and will never part with it. lovely sound of restriction.“ (Vintagesynth, 2012)

Das möchte ich als frischgebackener Emax-Besitzer gerne unterschreiben. Dabei galt bei mir lange Zeit der Leitsatz: Ein Sampler kommt mir nicht noch mal ins Haus.

Never say never again

Ich persönlich dachte ja, dass ich mit dem Thema „Sampler“ durch bin. Für nichts hatte ich in meinem Musikerleben bisher mehr Geld ausgegeben und daraus weniger musikalischen Nutzen gezogen, als aus meinem Roland-Sampler S-760. Der zugegebenermaßen sehr schön klingt. Aber leider auch kompliziert ist. Sehr kompliziert. Das Gerät hat mich total frustriert, weil es mir meine Unbedarftheit so drastisch vor Augen führte. Es war Balsam für meine Seele, als ich auf Sweetwater lesen konnte:”The S-760 Digital Sampler is probably one of the most complex musical instruments Roland has ever designed. Because of this, sampler novices and in some cases hardcore sampler users find the S-760 difficult to grasp.” Dieser Artikel trug die passende Überschrift „The Roland S-760 Demystified“. War ich in meiner Unbedarftheit wenigstens nicht der einzige ;-)

Also wie gesagt – eigentlich hatte ich mit dem Thema Sampler komplett abgeschlossen. Doch dann passierte mir das hier …

Analog-Allergie

Neulich gehe ich in mein Keyboardzimmer, schalte den Oberheim OB-8 an und möchte ein analoges Vollbad nehmen. Spiele ein paar fette Bläsersounds an und denke nur – wie bräsig. Wechsle genervt zum ARP, doch die seidenweichen Streicher entlocken mir nur einen sarkastischen Kalauer: „Na, das klingt aber eher lasch denn lush“. Schaue Richtung Jupiter-4 und der spürt meine schlechte Laune schon, hat darauf gar keinen Bock und macht einen auf „verstimmt“. Oh je, was ist denn auf einmal los mit mir?

Wenn der Jupiter-4 nur noch Unlustgefühle auslöst, liegt etwas schwer im Argen. Klarer Fall von DDD!

Eine Krankheit namens DDD

Also zum Arzt meines Vertrauens, erzähle was Sache ist, es folgen ein paar kurze Tests und dann höre ich die Diagnose: Ich leide an Digital Deficiency Disease – kurz DDD. Zu deutsch: digitale Mangelerkrankung. Ich sehe den Arzt fragend an, er klärt mich auf: „Der Erreger wurde Anfang der 80er Jahre zum ersten Mal beobachtet. Wissenschaftler konnten bald schon eine Vielzahl von Stämmen identifizieren. Sie hatten Namen wie DX7, E-Mu, PPG, D-50, M1. Während einige Erreger wie CMI und NED eigentümlicherweise nur sehr reiche Musiker und Produzenten infizierten, breitete sich etwa der DX und Mirage-Virus epidemisch auch unter weniger betuchten Musikern aus.“

Faszinierend. Wie äußerte sich diese Krankheit denn, will ich wissen.

Ein Axxe im Sperrmüll

„Genau wie bei Ihnen“, antwortet der Arzt. „Allen davon Betroffenen war gemeinsam, dass sie ihre bis dahin hochgeschätzten Prophet-, Moog- und Roland-Synthesizer auf einmal nicht mehr hören konnten. Und stattdessen nach Klängen lechzten, die sägten, raunten, röchelten oder metallisch schepperten. Die Folge war ein regelrechter Kehraus: Der Memorymoog oder Juno-60 flogen aus dem Studio raus, Digitalsynthesizer und Sampler zogen dafür ein.“ Der Doktor runzelt die Stirn: „Eine schreckliche Verwirrtheit der Sinne: Man soll damals ARP Axxes aus dem Sperrmüll gezogen haben. Zugegeben, das sind Gerüchte, aber ich halte sie nicht für übertrieben.“

Analog-Revival

„Und was passierte dann?“, frage ich ungeduldig.

„Irgendwann ist die Fieberkurve wieder abgeflacht. DX-Glöckchen lösten auf einmal dieselbe Reaktion hervor wie zuvor die Streicherteppiche vom Oberheim. Überdruss und allergische Abstoßungserscheinungen waren die Folge. Der DX7 wurde an den Neffen verschenkt. Aber auf ein Polysix-Inserat in den Kleinanzeigen meldeten sich auf einmal wieder 20 Leute. Den Rest der Geschichte kennen Sie. Roland Jupiter-8, nearly Mint Condition, 14.000 Euro. Eigentlich wundert es mich gar nicht, dass sich auf dem Höhepunkt des Analog-Retro-Hypes die DDD zurückmeldet.

Ich nicke stumm. Schweißtropfen perlen auf meiner Stirn. „Und was soll ich nun machen?“, frage ich zitternd, Verzweiflung im Blick.

Zu schade auch – den Emulator 2 zahlt die Kasse nicht ;-)

Einen Emulator II zahlt die Kasse nicht

Der Arzt mustert mich einen Augenblick lang nachdenklich und antwortet dann: „Ganz einfach, Sie kaufen sich etwas, das sägt, raunt, röchelt und – ganz wichtig – metallisch scheppert, wie ein Mülleimer, der gerade die Kellertreppe runterfällt.“

Dann lacht er, klopft mir aufmunternd auf die Schulter: „Nun gucken Sie doch nicht so dumm aus dem Anzug. An DDD ist noch niemand gestorben. Das lässt sich alles behandeln. Hatten Sie denn schon einmal einen E-Mu-Sampler? Den Emulator II gibt’s leider nicht für Kassenpatienten. Aber für den Emax I könnte ich Ihnen ein Rezept schreiben. Der hat die ganzen Digitalsounds drauf, besitzt aber auch ein wunderschönes analoges Filter. Dadurch sind auch die Risiken und Nebenwirkungen viel geringer. “

„Risiken und Nebenwirkungen?“, höre ich mich fragen.

„Ja, wir wollen doch nicht, dass Sie am Ende noch ein ADS niederstreckt. Ein anaphylaktischer digitaler Schock.“

„Danke, vielen Dank!“ rufe ich, umarme den Doktor und bin schon raus aus der Praxis, stehe auf der Straße und atme die frische Luft des Frühherbstes ein. Ich fühle, wie meine Lebensgeister zurückkommen. Jetzt brauche ich nur noch einen Emax, dann werde ich wieder ganz gesund.

Niemand muss mehr Hunderte von Floppy Disks aufbewahren. Der Floppy Disk Emulator ersetzt heute das Diskettenlaufwerk.

Die Medizin

Es hat dann noch ein bisschen gedauert, bis ich zum Zuge gekommen bin. Mit der Aussicht auf Besserung vor Augen konnte ich aber geduldig warten, Angebote in Ruhe vergleichen. Und da war er plötzlich in den Kleinanzeigen: mein Emax in der Nähe vom Frankfurter Tor, wo im Schatten stalinistischer Zuckerbäckerarchitektur heute die Friedrichshainer Jeunesse dorée residiert. Ausgerüstet ist mein Emax mit allem, was man sich wünschen kann. Einem Lotharek Floppy Disk Emulator, einer großen Library auf SD-Karten (Depeche Mode ist auch dabei, wie’s sich gehört), niegelnagelneuem OLED-Display und – SE.

Leicht am Sticker zu erkennen: SE wurde bei diesem Emax erst nachträglich aufgespielt.

SE muss sein

So genau weiß ich zwar noch nicht, wofür SE gut sein soll. Aber wenn schon einen Emax, dann aber bitteschön mit SE. Bei meinem Gerät wurde SE nachgerüstet. Deshalb ist die Namensergänzung auch nicht aufgedruckt, sondern als Sticker aufgeklebt. Der Vorbesitzer ist E-Mu-Enthusiast. Er besitzt noch einen E III, einen Emax II als Rack und diverse andere E-Mu-Teile wie eine SP-12. Eigentlich würde er am liebsten alles behalten, aber manchmal muss man Geld flüssig machen für andere wichtige Dinge im Leben. Wer kennt das nicht. Er hat die komplette Aufrüstung meines Emax vorgenommen und am Computer eigenhändig die SD-Karten zusammengestellt , dafür auch Emax II-Soundbänke konvertiert. Das weckt Vertrauen beim Kauf eines Gebrauchtinstruments.

Das Design des Emax ist nicht spektakulär wie beim Emulator 2, aber durchaus ausgewogen.

Bist Du des Emax würdig?

Emax-Besitzer der ersten Stunde, die noch mit zittrigen Händen eine 3,5“-Disk in den Sampler gesteckt haben, werden sagen, Costello, das hast Du eigentlich gar nicht verdient. Dir fehlt die Ehrfurcht vor dem Gerät. Aber ich denke, wenn ihr mich gesehen hättet, als ich zum ersten Mal die berühmten Arco-Strings aufrufe und ein verklärtes Lächeln meinen Mund umspielte. Ihr hättet mir Absolution erteilt und die Worte gesprochen: Bruder, Du bist des Emax würdig.

Der Arzt hatte völlig recht: Das sägt, raunt, röchelt und scheppert metallisch, wie ein Mülleimer, der gerade die Kellertreppe runterfällt. Wobei – ein Sound fehlt mir. Ich vermisse ihn geradezu schmerzlich. Den habe ich bei Retrosound gehört. Die phantastischen Emax-Videos von Marko habe ich mir immer wieder angehört. Wie hieß der Klang doch gleich? Richtig – Liquid Stack.

Ein Klassiker – die Arco Strings. Aber wo verflixt und zugenäht ist der Liquid Stack?

Wo zum Teufel steckt der Liquid Stack?

Eigentlich ein Emulator II-Werksklang, den es aber auch für den Emax gab. Viele der Sounds auf den Disks klingen ja absolut großartig, keine Frage. Und trotzdem ertappe ich mich dabei, wie ich die SD-Karten durchsteppe. Und da plötzlich vernehme ich einen metallisch-silbrigen Klang, gestackt mit einem weichen, analog klingenden Pad. Das muss er sein. Er befindet sich auf einer OMI-Disk und heißt hier „Expensive“. Wie passend – dieser Klang ist mir tatsächlich lieb und teuer. Und endlich, endlich überkommt mich eine tiefe Gemütsruhe.

Endlich glücklicher Emax-Besitzer!

Rasierklinge gegen UHU-Pickel

Und nun kann ich auch den einzigen sichtbaren Makel meines Emax beseitigen. Ein großer Tropfen gehärteten Klebers verunziert die graue Frontseite des Emax. Der Vorbesitzer wollte da nicht ran, aus Angst sich statt des Kleberpickels eine tiefe Schramme einzuhandeln. Ich spreche ein kurzes Mantra, setze die Rasierklinge an und entferne in einer kaum merklichen, blitzschnellen Bewegung den störenden Buckel. Meine Hand streicht zärtlich über die jetzt makellose Oberfläche. Emax – jetzt bist Du wirklich mein.

Alle Elemente sind von links unten nach rechts oben geordnet. Das gibt dem Emax-Spieler das Gefühl auf dem aufsteigenden Ast zu sitzen.

Dynamische Linienführung

Das Design des Emax strahlt Dynamik aus. Die Bedienungselemente sind leicht schräg angeordnet. In einer von links nach rechts ansteigenden Linie, was psychologisch wichtig ist, weil wir diese Linienführung als aufstrebend empfinden. Bestes Beispiel – das Logo der Deutschen Bank. Wobei deren Bilanzen eher in die entgegengesetzte Richtung weisen. Aber das ist ein anderes Thema.

Es gibt ein zweizeiliges Display, dessen Leuchtkraft mit den Jahren zu verblassen droht. Nicht so bei meinem Emax, dessen neues OLED-Display noch sattblau strahlt Daneben befinden sich zwei Slider. Einer für die Lautstärke, der andere für die Dateneingabe. Hier können zum Beispiel die Werte für einen Hüllkurvenverlauf programmiert werden. Genauso lässt sich damit aber auch das Filter in „real time“ öffnen und schließen.

Bedient wird der Emax über eine Reihe farbiger Gummitaster, die nicht unbedingt einen besonders wertigen Eindruck machen.

Blassgrüne Plastiknippel

Für einfache Ja/Nein bzw. Ein/Aus-Abfragen stehen alternativ zwei zartrosafarbene Plastiktasten zur Verfügung, die übrigens farblich wunderbar mit dem pinkfarbenen Schriftzug des nachtschwarzen Nachfolgers Emax II harmonieren würden. Beim Emax I betonen sie eher noch das dezente (man könnte auch sagen langweilige) Grau des Chassis. Die anderen Plastiknippel kommen auch nicht gerade knallig daher. Sie sind verwaschen grau, blassgrün und babyblau. Schon beim Erscheinen des Emax monierte der SoS-Kritiker die Knöpfe , „which look rather cheap and nasty, but they work and help keep the overall cost down, so who cares?”

Rechts daneben befinden sich zwei Gummitaster, die für eine der wichtigsten Operationen am Emax überhaupt zuständig sind – das Laden von Sounds. Das kann beim Originalgerät von einer Floppy Disk geschehen, beim späteren Emax HD von einer internen Harddisk, oder – ebenfalls erst ein später zugefügtes Feature – über ein externes Laufwerk, das über SCSI angeschlossen wird. Bei meinem Gerät wird damit ein Sound vom internen SD-Kartenleser in den Speicher des Emax befördert. Wobei immer zuerst auch das Betriebssystem geladen wird. Das war bei den Floppy Disks auch schon so. Ein weiterer Taster erlaubt das schnelle Transponieren.

Nach dem Einschalten verlangt der Emax erstmal nach einer Disk, die ihn bootet.

Noch mehr Gummitaster und die Welt der Module

Neben den Slidern befindet sich ein numerisches Tastenfeld. Darüber zwei Cursortaster. Mit den kleinen Gummitastern kann schnell ein Untermenüpunkt aufgerufen werden. Direkt rechts daneben liegen zwei in einer aufsteigenden Linie gruppierte Reihe von je 6 Gummitastern. Die linke (blassgrün) ist für die Bedienung des internen Sequencers reserviert. Mir der rechten (babyblauen) rufen wir die einzelnen Bedienmenüs auf, in denen wir dann mittels des numerischen Zahlenfeldes und des Sliders navigieren können. E-Mu spricht von sieben „Modulen“. Schauen wir uns an, was ihre Aufgabe ist.

Birdrun

Im Master-Modul lässt sich die Tonhöhe des Instrument anpassen, eine Floppy Disk formatieren oder kopieren oder auch die Anschlagempfindlichkeit der Tastatur einstellen. Die sicher populärste Funktion ist hier aber der sogenannte Birdrun. Eine Prüfroutine, während der ein Emu (ja, der Vogel) durchs Display flitzt.

Genau hinschauen – dann erkennt ihr links im Display einen kleinen Vogel.

Dem Tester des Magazins Electronics & Music Maker, Paul Wiffen, fehlte dafür seinerzeit der nötige Humor. Der Birdrun machte ihn angesichts des knappen Speicherplatzes des Emax regelrecht kirre: „I’m not sure exactly why it does this, nor am I sure why it’s there at all. But I am sure E-mu could have made better use of the memory and processing power Bird Run takes up.“

Programmierer wollen halt auch ab und an ihr Spässeken haben ;-)

Flexible Samplingraten

Das Sample-Modul ist sozusagen der eingebaute digitale Kassettenrekorder des Emax. Hier können Samplelänge und Abtastrate eingestellt werden. Im Gegensatz zur fix eingestellten Sample-Rate des Emulator 2 von 28 kHz ist beim Emax Flexibilität angesagt. Es gibt sechs verschiedene Sample-Rates von 10 kHz bis 42 kHz. Mit der niedrigsten kann ein Sample von 52 Sekunden Länge aufgenommen werden. Die höchste reicht noch für 12,4 Sekunden. Der Kompromiss für viele Emax-Nutzer liegt – ich erwähnte es schon – bei 28 kHz, was einer Samplezeit von 18,8 Sekunden entspricht. Was zeigt: Die Sample-Rate des Emulator 2 war schon sehr praxisnah ausgewählt

28 kHz – der ideale Kompromiss zwischen Samplezeit und vernünftiger Klangqualität. Wobei auch 10 kHz auf Drumsamples ihren Reiz haben können ;-)

Das Sample-Modul des Emax erlaubt außerdem eine Verstärkung oder – wenn erforderlich – auch eine Abschwächung des Aufnahmesignals: Es ist schließlich ein Unterschied, ob wir den tiefsten Gong von Thailand sampeln wollen, oder das Rascheln von Herbstlaub. Das Display verwandelt sich in einen „peak hold“ VU. Eine akustische Kontrolle, ob das, was man da gerade aufnimmt, eher rauscht oder clippt, gibt es nicht. Nur diese kleinen Balken.

Hier wurde eine 10 dB-Anhebung des Sample-Sounds gewählt. Der Balken ganz rechts bleibt einen Moment stehen und zeigt den momentanen Peak an.

Enjoy the silence

Anschließend müssen wir noch entscheiden, wie die Aufnahme ausgelöst werden soll. Es gibt die Möglichkeit, die Aufnahme von Hand zu starten. Noch eleganter ist es, einen Schwellenwert vorab einzustellen. Sobald am Aufnahmeeingang ein Signal anliegt, das diesen Schwellenwert übersteigt, nimmt der Emax auf. Diese Methode erspart einem später das Abschneiden ungewollter Stille vor dem Ton. Als Voreinstellung legt der Emax das neue Sample auf dem unteren G ab und bedient zugleich alle Töne bis zum unteren C und bis zum eingestrichenen H. Wenn’s nicht hingehauen hat – nicht verzagen. Einfach einen neuen Versuch starten. Der Emax behält die einmal voreingestellten Werte bei und überschreibt die missglückten Versuche. Erst wenn’s passt, drückt man einmal auf „0“ und schreitet zum nächsten Sample fort, das der Emax dann automatisch auf die nächste freie Oktave mappt.

Hier ein wirklich tolles Tutorial zum Emax-Sampeln, das auch zeigt, wie viel leichter es einem der Emax II macht. Wenn er doch nur auch ein Analogfilter besäße.

https://www.youtube.com/watch?v=A0xR348AyUU

Die technische Ausrüstung des Emax macht es praktisch unmöglich, zum Beispiel ein Klavier Ton für Ton über alle 5 Oktaven zu sampeln. Die Alternative wäre höchstens eine Art „verschärftes“ Multisampling, bei dem jeder Ton lediglich einen Halbton nach oben und einen nach unten transponiert wird. Aber wer möchte sich das um alle Welt antun? So viele verregnete Herbstwochenenden gibt es doch gar nicht. Ich denke, heute werden die allermeisten Emax-Besitzer Drumsounds samplen, Stimmen, Naturklänge, perkussive und experimentelle Klänge und vor allem interessante Stacksounds ihrer Synthesizer. Und dafür reicht es definitiv.

Samples maßschneidern ohne Knackser

Obwohl der Emax über verschiedene Routinen verfügt, die aus jedem Sampling-Versuch ein halbwegs brauchbares Resultat fabrizieren, beginnt die Königsdisziplin des Sampling erst mit der Veredelung. Und die geschieht im Modul Digital Processing. Hier wird aus dem Rohmaterial eine Voice maßgeschneidert. Mit der Truncate-Funktion lässt sich das Sample akkurat zurechttrimmen. „Taper“ verhilft zu einem Fade In/Fade out. Damit kann das klanglich nicht so schöne „Glitchen“ des Sounds beim Loopen vermieden werden.

Mal ganz grundsätzlich: So funktioniert ein Loop.

Und ohne Loopen geht’s nun mal nicht. Ein 2-Sekunden-Sample dauert – genau: 2 Sekunden. Völlig gleichgültig, wie lange ich die Taste drücke. Also: Sobald man Sustain-Klänge spielen will, kommt man ums Loopen nicht herum. Beim Emax kann sowohl die Sustain- als auch die Release-Phase eines Klanges geloopt werden. Vorwärts wie rückwärts – um den Effekt eines rückwärts laufenden Tonbandes zu simulieren. Wer Mitte der 80er sich mit dem Thema Loopen herumschlagen durfte, war leidgeprüft, “as obtaining a seamless loop with no annoying glitches can prove the hardest task in the world on some sound sources (and on some samplers!)“ (Sound on Sound)

Im Autoloop

E-Mu hat dem Emax deshalb eine Autoloop-Funktion spendiert, die sich auch schon beim Emulator II findet. Eine halbwegs vernünftige manuelle Annäherung an die Loop-Points vorausgesetzt, macht das Autoloopen einen guten Job. Mit Crossfade lassen sich die Loop-Punkte zusätzlich verschmieren. Eine anderes Feature heißt Splice. Es verbindet zwei verschiedene Sample-Klänge zu einem. Wiederum lässt sich die Schnittstelle mit Crossfade geschickt kaschieren.

Mit der „Splice“-Funktion können zwei Klänge aneinandergehängt werden. Das funktioniert besonders effektiv mit einem perkussiven Sound und einem Sustain-Klang.

In der Praxis habe ich mich beim Durchhören der zahllosen Presets gewundert, dass doch einige der damals von kommerziellen Anbietern erstellten Samples vernehmlich knacksen. Manchmal kann man schlicht auch die Wiederholung des Loops heraushören. Da war durchaus nicht alles Gold, was mit einem berühmten Namen glänzte.

Für Strukturalisten: So ist der Emax organisiert.

Presets verwalten und definieren

Das Preset Management stellt sozusagen das Housekeeping für die Presets dar. Roh-Samples, die durch Bearbeitung zu Voices veredelt wurden, werden in Presets gespeichert. Jedes Preset nimmt bei Menüpunkt 3 seinen Ausgangspunkt: „Create Preset“. Vorher läuft gar nichts. Was können wir hier noch anstellen? Laden, speichern, kopieren und Namen vergeben (Buchstaben und Sonderzeichen liegen übrigens auch auf der Tastatur, was oft schneller geht als mit dem Slider). Wir können Presets auch löschen oder einfach mal eben schauen, wie viel von unserem kostbaren Speicherplatz das Preset auffuttert.

Der Emax sorgt rührend dafür, dass man nicht aus Versehen etwas löscht oder unwiderruflich verändert. Er fragt immer noch mal nach.

Das Modul Preset Definition erlaubt uns, die Parameter eines Presets zu verändern. Wir begeben uns hier auf die Unterebene der „Voices“, aus denen erst ein Preset gebastelt wird. Voices können auf das Keyboard verteilt, kopiert, gedoppelt und auch gelöscht werden. Und da es möglich ist, dass Voices sich überlappen, lässt sich hier zum Beispiel ein Crossfading definieren.

Mit Velocity Crossfading können zwei verschiedene Voices abhängig von der Anschlaglautstärke gespielt werden. Bei normalen Spiel ist zum Beispiel ein softes Saxophon zu hören, ein harter Anschlag aktiviert das zweite Layer mit einem überblasenen Saxofon.

Will ich ein Preset editieren, fragt der Emax, ob ich die erste, die zweite oder gar beide Voices verändern möchte

Warum sind Double-Sounds mal vier- mal achtstimmig?

Eine wichtige Funktion des Emax, die im Modul Preset Definition kontrolliert wird, ist Dual Voice. Beim Herumklimpern war mir schnell aufgefallen, dass es Presets gibt, bei denen zwei Sounds gleichzeitig zu hören sind und ich trotzdem über die volle Anzahl von 8 Tönen verfüge. Dann wieder gibt es Double-Sounds, die ganz wie man es vom OB-Xa, OB-8, vom Jupiter-8 oder Prophet T8 kennt, die Zahl der Stimmen halbieren. Im Double-Mode ist das Instrument nur noch vierstimmig. Der Unterschied war mir zunächst unklar, das Manual bietet Aufklärung, macht freilich auch ein wenig Aufhebens um die Angelegenheit: „This one is going to take some study. Sit back, relax, be patient, and absorb the following.“

So wild ist es am Ende gar nicht. Jeder Emax-Kanal kann zwei Samples abspielen. Voraussetzung ist, dass eine erste und zweite Stimme zugewiesen und „Dual Voice Mode“ angewählt ist. Die Tonhöhe und Lautstärke kann für jede Voice frei eingestellt werden. Aber – und das ist nun der entscheidende Punkt: Die beiden Voices teilen sich einen gemeinsamen Ausgang. Alle Veränderungen bei den Hüllkurven, Filtereinstellungen, LFO-Settings wirken auf beide Voices ein. Der große Vorteil: Man behält die achtstimmige Polyphonie. Schalte ich „Dual Voice“ nicht ein, dann kann ich beide Voices komplett unabhängig bearbeiten – um den Preis, dass ich pro Klang nur noch vier Stimmen zur Verfügung habe.

Neben dem MIDI-Duo bietet der Emax Clock In und Out, ein Compute- Interface und Anschlussmöglichkeiten für ein Pedal und zwei Fußtaster

Matrix für die Controller

Ebenso werden in diesem mächtigen Modul die MIDI- und Arpeggiator-Settings festgelegt. Der Emax-Arpeggiator ist übrigens ein ziemliches Hammerteil. Wir werden auf ihn gleich noch gesondert eingehen.

Bleiben wir noch einen Augenblick im Preset Definition-Modul. Hier sind wir auch an der richtigen Adresse, wenn wir Spielhilfen wie Pitchbending und Modulationsrad für einen bestimmten Sound anpassen wollen. Und es geht noch mehr: In einer Art Matrix können außerdem ein Pedal, zwei Fußschalter, die Anschlagstärke sowie zwei Midi-Controller den verschiedensten Klangparametern zugewiesen werden: Tonhöhe, Lautstärke, Filteröffnung, drei verschiedene LFO-Funktionen, Panning, Crossfading, Sustain und Release um nur einige herauszugreifen.

Der Arpeggiator kann über MIDI-Clock gesteuert werden.

You’re going to love this arpeggiator

Der Arpeggiator ist ziemlich ausgefuchst und entschädigt einen für den Emax Sequencer, der von den Entwicklern eher stiefmütterlich behandelt wurde. Die Emax-Entwickler wussten wohl auch selbst, dass ihnen hier ein kleines Meisterwerk gelungen war: „You’re going to love this arpeggiator: It does a lot and it’s easy to set up.“ (Manual, S. 81)

Arpeggios werden beim Emax im Preset mit abgespeichert, so dass verschiedenen Klängen komplett unterschiedliche Arpeggio-Muster zugewiesen werden können. Sehr clever, denn beim Emax ist es nun wirklich nicht damit getan, wie seinerzeit bei einem Polysix oder Juno-60 einfach den Arpeggiator anzustellen. Da wollen eine Menge Parameter programmiert werden. Das Tempo kann zwischen 40 und 240 bpm frei gewählt werden. Vor allem ist der Arpeggiator aber auch extern per Click (24, 48, 96) oder MIDI-Clock steuerbar. Der Bereich, in dem das Arpeggio läuft, kann ebenso definiert werden, wie der Wert der arpeggierten Noten. Der reicht von halben Noten bis zu (believe it or not) Sechsundneunizgsteln. Alles, was dazwischen liegt, wird auch triolisch angeboten.

Ziemlich abgefahren: Der Arpeggiator ergänzt zum Grundton vorher festgelegte Intervalle. Hier eine verminderte Quinte.

Ein harmoniesüchtiger Arpeggiator

Es gibt 6 verschiedene Arpeggio-Muster (up, down, up/down, forward assign (man gibt die Notenfolge selbst ein), backward assign (die vorgegebene Notenfolge wird umgedreht) und natürlich darf auch „Random“ nicht fehlen. Okay, den Zufallsmode hatte der Jupiter-8 auch schon. Aber bei den Intervall- und Harmony-Features des Emax hätte er passen müssen. Dabei spielt der Emax zu den angeschlagenen Noten zusätzliche vorher definierte Intervalle. Oder ergänzt bei Harmony den angeschlagenen Grundton zum Mehrklang. Die Cruz Control halbiert abhängig von der Zahl der gespielten Noten deren Wert, wobei die Länge der Sequenz immer gleich bleibt. Habe ich Achtel vorgewählt, spielt mein Einfinger-Arpeggio eben Achtel. Füge ich eine zweite Note hinzu werden daraus Sechzehntel, bei dreien Zweiunddreißigstel.

Es folgt ein absolutes Highlight: Das Modul Analogue Processing ist der Grund, warum der Emax auch 2018 noch Begehrlichkeiten wecken kann. Und deshalb behandeln wir die analogen Möglichkeiten, in den Sound einzugreifen, gleich noch ausführlich. Und schauen zunächst auf eine Funktion des Emax, die weniger gelungen scheint – den eben schon erwähnten Sequencer.

Eine ganze Reihe Gummitaster nur für den Sequencer – aber bei den Features wurde etwas gespart

Der etwas veschenkte Sequencer

Gleich zwei Module sind dem Sequencer des Emax gewidmet: Sequencer Set-up und Sequencer Manage. Der Emax hat einen 16-Spur-Sequencer an Bord. Dieser stellt – da waren sich schon die ersten Rezensenten einig – nicht das stärkste Kaufargument für den Sampler dar. Es gibt kein Step-Editing, kein Punch-In, keine Quantisierung. Wenn Du Dich verspielt hast: Play it again. Nicht einmal eine Metronomfunktion war vorgesehen. Das Tempo kann von 40-240 bpm variiert werden. Es ist möglich den Sequencer über MIDI extern zu steuern. Im Sequencer Set up-Mode kann ein Super Mode gewählt werden, der es erlaubt, den Inhalt eines externen Sequencers in den Emax zu laden. Das ist ein interessantes Feature. Aufs Ganze betrachtet scheint der Emax-Sequencer aber doch eher als musikalisches Notizbuch zu funktionieren.

Sequenzen werden übrigens – wie auch Arpeggio-Pattern – im Preset gespeichert. Hat man also eine alte Library vorliegen, kann man aus Spaß mal ausprobieren, ob herstellerseitig Sequenzen programmiert wurden. Das diente seinerzeit vor allem Vorführzwecken. Da perlen plötzlich Bach-Fugen, Streicher stimmen „My little town“ an, oder ein Funk-Rock-Gewitter bläst aus den Boxen. Auf irgendwelchen Disks müssen auch die bei Erscheinen des Emax populären Titel-Melodien der TV-Serien Dynasty und Dallas schlummern und auf ihr erneutes Abspielen warten. Das macht durchaus Spaß, sich diese Demos einmal reinzuziehen.

Sehr praktisch: Alles was man wissen muss, um sich auf dem Emax zurechtzufinden, steht auf dem Chassis

Steht alles auf dem Gehäuse

Selbst bei diesem gerafften Überblick über die Funktionen der einzelnen Emax-Module ahnt man schon, welche Menütieftauch-Wettbewerbe hier lauern. Lauern könnten, muss ich sagen. Denn E-Mu hat – wie schon beim Emulator II – die einzelnen Untermenüpunkte direkt auf dem Panel schriftlich aufgelistet. Klasse Idee! Das bedeutet nun keineswegs, dass man mit der Bedienungsanleitung den Kohleofen füttern kann. Aber für eine erste Orientierung ist die Beschriftung absolut ausreichend. Ein Problem ergab sich allerdings bei OS-Updates, denn die neuen Funktionen standen natürlich nicht auf dem Chassis.

Der Emax wurde in den USA übrigens auch in einer Lizenzausgabe vertreiben – von der Firma Baldwin. Und bei dieser Version wurde auf die Beschriftung leider verzichtet. Das nur am Rande bemerkt, denn die Verbreitung der Baldwin-Geräte blieb meines Wissens komplett auf den US-amerikanischen Markt beschränkt.

Analog Processing – hier geht der Spaß richtig los!

Analog Processing = Analog Heaven

Die Beschriftung verleitet beim Original-Emax unmittelbar dazu, gleich mal den Menüpunkt „Analog Processing“ aufzurufen. Und hier, wage ich mal zu behaupten, wird sich die Nummer 13 besonderer Beliebtheit erfreuen. Mit dem Slider kann ich nun unmittelbar das 4-Pole-Tiefpass-Filter bedienen. Mit dem Cursor ein Häuschen weiterrücken und die Resonanz einstellen bis es pfeift, direkt daneben den Einfluss der Hüllkurve einstellen, dann das Keyboardtracking. Anschließend wechsle ich in Hausnummer 14 und bin in der Filter-Hüllkurve. Sehe, dass diese sogar 5-stufig ist. E-Mu hat nämlich zwischen Attack und Decay noch eine Hold-Phase eingebaut, die die Länge des Peak-Levels bestimmt.

Zwischen Attack und Decay hat E-Mu noch eine Hold-Phase in die Hüllkurve geschmuggelt.

Die Bedienung geht wirklich ratz-fatz, auch wenn man jetzt nach der Veränderung des Decay-Wertes vielleicht noch mal an die Resonanz ran möchte. Und anschließend (Hausnummer 12) in der VCA-Hüllkurve noch die Release-Zeit etwas verlängern. Man fliegt förmlich zwischen den Untermenüpunkten hin und her. Das war bei meinem Roland leider ganz anders.

Das Editieren der Filter-Parameter geht mit dem Slider schnell von der Hand. Für den Live-Einsatz würde man sich Cutoff wohl auf eines der Räder legen.

Endlich wieder ein Solid State im Haus

Das Filter haut einen schlicht um! Es trägt tatsächlich ganz entscheidend zum charismatischen Emax-Sound bei. Ein Oberheim-Sample klingt nach fettem Analogsynthesizer, beim berühmten Streicherpad-Sound „1000 mm lens“ gibt das Filter ganz viel Wärme. Oops, genau davon wollte ich mich doch eigentlich kurieren, schießt es mir durch den Kopf. Andererseits denke ich: endlich wieder ein SSM-Filterchip in der Familie – wie schön. Seit ich meinen Polysix ausgemustert habe, tummeln sich hier ja nur noch CEMs. Beim Emax handelt sich um einen SSM 2047, den Solid State Micro Technology als „Voicing System“ bezeichnete. Der 2047 ist nämlich mehr als ein reiner Filterbaustein. Zusätzlich sind drei Output VCAs und ein mischbarer links/rechts Stereoausgang dabei. Schaut man ins Datenblatt des 2047 stehen da lauter feine Sachen: 92db Dynamikumfang, Class A-Signalpfad, niedrige Verzerrung, nur 6db Signalverlust des Filters bei Selbstoszillation und als letzter Punkt: ‘fat“ sound‘. Yep!

LFO mit Random-Effekt

Auch die übrigen Funktionen sind von jedem Analogsynthesizer her vertraut. Der LFO ist recht simpel gehalten. Er bietet eine Sinuswelle für typische Vibratoeffekte an. Außer auf die Tonhöhe kann er auch auf Lautstärke, Filter Cutoff und das Stereo Panning einwirken. Wobei der LFO mit einer Überraschung aufwartet: „In addition to having true, one LFO-per-Voice polyphonic modulation, Emax also has a great feature called variation“. Mit „Variation“ lässt sich für die Frequent des LFOs ein Zufallsgenerator in 15 Stufen einstellen. Bei Maximaleinstellung bekommt jede neu getriggerte Note ein komplett unterschiedliches Vibrato zugeteilt, ein witziger Effekt. Mittlere Einstellungen sollen die Lebendigkeit eines Orchesters simulieren, in denen auch keine zwei Spieler exakt das gleiche Vibrato intonieren.

Auf dem Emax können überlappende Keyboardzonen eingestellt werden. In diesem Beispiel bestimmt die Anschlagsstärke darüber, welche Voice wie laut zu hören ist.

Abgerundet wird das Modul Analog Processing durch die Möglichkeit per Anschlaglautstärke Lautstärke, Filteröffnung, Filter-Resonanz oder Tonhöhe zu steuern. Per Velocity vermag ich ebenso ein schnelles Attack für Filter- und VCA-Hüllkurve auszulösen oder das Stereo-Panning zu steuern. Zu guter Letzt gibt es hier auch einen Chorus, der eine Voice einfach verdoppelt und leicht gegeneinander verstimmt. Die achtstimmige Polyphonie bleibt dabei erhalten. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Chorus-Effekt mal mehr und mal weniger gut sich einem Preset anpasst. Das würde ich so bestätigen wollen ;-)

E-Mu hat dem Emax während seiner Produktionszeit einige Updates spendiert

Updates für den Emax

Der Emax hat später verschiedene Updates erhalten. Größtes Manko war natürlich der interne Speicher mit einer Größe von nur 512 kB. Man konnte eine Bank mit maximal 100 Presets (0-99) laden. Das klingt ja erstmal toll. Aber die beschränkte RAM-Größe schmälert die Aussagekraft ganz erheblich. Meist passten eben nur ein paar Presets in den Speicher und bis die drin waren, vergingen knapp 30 Sekunden.

Deshalb wurde vor allem von Musikern, die den Emax live einsetzen wollten, die HD-Version begeistert begrüßt. Die interne Harddisk bot 20 MB, konnte den Inhalt von 36 Floppy Disks in separaten Bänken aufnehmen und hatte eine sensationelle Ladezeit von nur dreieinhalb Sekunden.

1989 setzte E-Mu mit der Plus-Version noch eins drauf. Die verfügte neben der Harddisk noch über eine SCSI-Schnittstelle. Damit konnte der Emax dann noch auf viel größere Soundmengen auf CD-ROM zurückgreifen. Die erste für den Emax maßgeschneiderte CD-ROM hat meines Wissens OMI (Optical Media International) angeboten.

Die additive Synthese SE war musikalisch sicher die interessanteste Erweiterung.

Synthesis Enhanced

Zuvor hatte E-Mu aber bereits den Emax aufgerüstet mit SE. SE steht für Synthesis Enhanced. Anscheinend wollte Tony Dean, ein Tüftler aus dem E-Mu-Team, ein paar Fingerübungen in der Programmiersprache C machen. Dave Rossum erinnert sich: „Tony found it easy and fun to write the SE synth. His demonstration convinced us it was a nice, simple enhancement to the product.It was originally called Spectrum Interpolation Digital Synthesis. But at the time, there was a major health concern in the US, Sudden Infant Death Syndrome. So we had to avoid calling it “SIDS”, instead it was generally called “Spectrum Synthesis”. (Interview auf AMAZONA.de)

Nach Einführung von SE wurden alle Emax-Sampler automatisch damit ausgestattet. Bei früheren Instrumenten – so wie bei meinem – konnte SE über ein Software-Update hinzugefügt werden. SE rüstet den Emax mit additiver Synthese aus. Während bei der subtraktiven Synthese durch Filtern dem Klang etwas „weggenommen“ wird, baut die additive Synthese aus einfachen Sinusschwingungen einen komplexen Klang auf. Der Emax bietet 24 Sinusschwingungen als „Oszillatoren“, die durch mehrstufige Frequenz- und Lautstärkehüllkurven geformt werden können. Das ist aber noch nicht alles: „You can also set the pitch of the sound’s fundamental and the pitch ratio for each of the remaining harmonics.“ (Bob O’Donnell: „Emax SE HD“ in Music Technology, Juni 1988)

Von Marko Ettlich gibt es ein sehr verdienstvolles Video, das zeigt, wie die Sache in der Praxis läuft.

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Den PPG eingespart

Weil es nervtötend sein kann, so viele Parameter einzeln einzugeben, hat E-Mu dem Emax ein paar Hilfestellungen mit auf den Weg gegeben, die „Spectrums“ und „Time Splices“ heißen. Der Emax SE bietet 95 Spektren an, in denen von der Frequenz, über die Amplituden bis zu den Oberschwingungen alles schon enthalten ist. Wer mag, kann sich auch seine eigenen Spektren erstellen. Time Slice bringt nun zusätzlich den Faktor Zeit ins Spiel. Dadurch können die Spektren dynamisch verändert werden. Ein bisschen erinnert mich das an das Durchfahren der Wavetables beim PPG: „You could put a sine wave Spectrum at Time Slice 1 and a more colourful brass-like Spectrum at Time Slice 24, then select the Interpolate Function from the 10-option Spectrum Synth menu and the Emax will do all the dirty work of filling in the other 22 Time Slices for you.“ (Bob O’Donnell: „Emax SE HD“ in Music Technology, Juni 1988)

Mit der Spectrum Synthese kann der Emax Klänge erzeugen, die sehr an die PPG-Wavecomputer erinnern

Die Emax-Librarys enthielten für Käufer der SE-Version reichlich Material, um sich anzuhören, wie das klingt. Und ja, es klingt ausgezeichnet. Nicht nach Sampler, nicht nach herkömmlichen Synthesizer, sondern es geht tatsächlich sehr in die Richtung PPG-Wavecomputer oder auch Vektorsynthese. Vor allem Metallisches und Glockenähnliches ist da zu hören. Die Bedienung über das Zweizeilen-Display ist allerdings alles andere als komfortabel. Zeitaufwändig ist es auch. Ein weiteres Feature „Transform Multiplication“ bäckt zwei verschiedene Samples quasi zusammen, wobei alle Frequenzen, die beide Samples gemeinsam haben, verstärkt und die anderen unterdrückt werden. Die „Backzeit“ kann schon mal 40 Minuten betragen, und das Ergebnis steht in den Sternen…

Manche Funktionen beim Emax dauern auch gerne mal etwas länger als nur einen Moment

Emax – Music for the Masses

Am 18. Juni 1988 fand im Rose Bowl-Stadion von Pasadena das legendäre 101. Konzert von Depeche Modes „Music for the Masses“-Tour statt. Zum letzten Konzert der Tournee pilgerten mehr als 60.000 Fans (andere Quellen sprechen gar von über 70.000). Der Auftritt lieferte für Dylan-Filmer D.A. Pennebaker das Material für die Konzertdokumentation „101“. Alle drei DM-Keyboardspieler können in dem Live-Film mit ihren Emax in HD-Ausführung bewundert werden.

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Alles eine Soße?

Pennebaker ist berühmt für seinen Film „Don’t look back“ aus dem Jahr 1967, der Bob Dylans Großbritannien-Tournee aus dem Jahr 1965 zeigt. Es waren die letzten Konzerte auf denen Dylan als reiner Akustikmusiker auftrat. Ein größerer Gegensatz ist wohl kaum denkbar: Vom Freewheelin‘ Bob Dylan zur elektronischen Musik Depeche Modes. Andererseits: The times they are a-changin‘. Als Dylan damals kurz danach die Eletroklampfe in die Hand nahm, wurde er erst einmal ausgebuht. Ein rundes Vierteljahrhundert später ersetzten nun Sampler herkömmliche Instrumente. Pennebaker wusste mit den Depeche Mode-Songs zunächst nur wenig anzufangen. Freimütig räumte er ein: „Am Anfang klang für mich alles gleich“. Immerhin gelang es ihm, das Konzertfilmklischee zu brechen, indem er eine Gruppe Jugendlicher begleitete, die von der Ostküste im Bus zum Konzert anreisten.

Einmal quer durch den Garten

Und die Fans hätten den Vorwurf „Einheitsbrei“ wohl weit von sich gewiesen: Die Tournee bot einen formidablen Überblick über das Schaffen der Band, ihren Reifungsprozess und ihre Veränderungen im Sound. Die Setliste variierte zwar im Laufe der Tournee. Der Schwerpunkt des Konzerts lag aber eindeutig auf dem 1987 erschienenen Album “Music for the Masses”, von dem die Band nicht weniger als acht Titel darbot: “Never let me down again”, “The things you said”, “Behind the wheel”, “Pimpf”, “Pleasure little treasure”, “Nothing” “Sacred” und “Strangelove”. Vom 86er Album “Black Celebration” gab es das gleichnamige Eröffnungsstück des Albums zu hören, weiter “Stripped”, sowie die zwei Fragezeichen: “A question of time”, “A question of lust” . Auch das 84er Album „Some great reward“ war recht prominent vertreten mit “Somebody”, „Blasphemous Rumours“, „Something to Do“, „Master and Servant“und “People are people”.

Erinnerungen an das Jahr 1988. Depeche Mode hat das 101 Konzert aus Pasadena auch als CD herausgebracht.

Analog hat ausgedient

Auf dem Album “Construction time again“ von 1983 hatte sich Depeche Mode erstmalig mit der damals noch recht neuen Sampletechnik beschäftigt. Der Emax musste hierzu die Sounds von “Everything counts“ und „Pipeline“ (letzteres Stück war nur am Anfang der Tournee im Programm) wiedergeben. Ursprünglich waren diese Songs auf dem Emulator I und einem NED Synclavier II eingespielt worden, das Daniel Miller, Chef des Mute-Labels, angeschafft hatte. Die einzige Komposition, die nicht von Martin Gore stammte, war der Depeche Mode-Evergreen „Just can’t get enough“ von Vince Clarke. Der Song stammt vom Debutalbum „Speak & Spell“, auf dem Depeche Mode noch ausschließlich mit Analogsynthesizern arbeiteten. Aber auch die berühmte Melodielinie von „Just can’t get enough“, die Vince Clarke ursrpünglich auf einem Roland SH-1 gespielt hatte, wurde digitalisiert und in den Emax-Speicher geladen. Analog war damals halt nicht so besonders angesagt.

Der Emulator war das Arbeitstier, dem Depeche Mode auf ihrer ausgedehnten Music for the Masses-Tournee vertrauten.

Alan Wilders Emax-Sounds

Diese Sounds sind heute auf dem Markt erhältlich und unter Emax-Fans heißbegehrt: Alan Wilder hat 2011 in einer Auktion zwanzig durchnummerierte und handsignierte Zip Disketten versteigert. Gestopft voll mit den Klängen, die er auf der „Music for the Masses“-Tour und später auf der „Devotional“-Tour von 1993 eingesetzt hat. Auf dieser späteren Tournee war das Instrument freilich nicht mehr der Emax I, sondern der 1989 erschienene Nachfolger Emax II.

In den Anmerkungen zur Auktion beschreibt Wilder, wie viel Arbeit die Vorbereitung auf eine solche Tournee bedeutete. Viele Klänge entstanden ja erst durch langes Tüfteln im Studio, durch Schichten von Sounds und ausgiebiges Processing: “I spent many hours (days!) programming each member’s keyboards for the tours, painstakingly trying to recreate as accurately as possible the sounds we formulated and used on the records. The Emax was a perfect tool for the live re-creations.”

Tutorial für Background-Sänger

In einigen Fällen scheinen die Klänge direkt von den Mastertapes der Alben extrahiert worden zu sein. In der Regel sind mehrere Sounds über das Keyboard des Emax gemappt. Wurde ein bestimmter Perkussionssound nur über einen eingeschränkten Bereich von fünf Tönen benötigt, dann finden sich auch nur genau diese 5 Töne im Preset. So lässt sich perfekt nachvollziehen, wie die Arbeitsteilung bei Depeche Mode damals lief: “This collection covers most of my own sounds for the two tours, although I did play live drums on some songs. I tried all these out recently and discovered how much fun it is to work out the various parts we all used to play.”

Einige Parts wurden sogar speziell nur für Probenzwecke auf die Sampler aufgespielt:“I even found some guide sounds which weren’t actually performed live but were used to demonstrate parts to others. For example, I discovered some guide vocals for Condemnation which were sampled to help routine our girl backing vocalists during the rehearsals.”

Alan Wilder hat übrigens nicht nur ein paar Sounds versteigert. In einem beispiellosen Kehraus hat er sich von Instrumenten wie einem Steinway-Flügel von 1915 und zahllosen Vintage-Synths (vom Minimoog über ARP Odyssey bis zum OB-8) getrennt, dazu Tonnen an Mikrofonen, Outboard, Memorabilia wie goldene Schallplatten und Bühnenklamotten: „My needs have altered a bit since laptops, soft synths and plug-ins have come to the fore, and even though I’m emotionally attached, passing on some vintage gear and historical items seemed like a good way to start“.

Ich hege stille Bewunderung für den Mann…ich stecke immer noch in der Jäger & Sammler-Phase.

Ein Meilenstein des Hip-Hop: Pauls Boutique. Der Emax war das Hauptarbeitsmittel. Auch wenn sich die Produzenten etwas anderes gewünscht hätten.

Pauls Boutique und das goldene Zeitalter des Samplings

Es sage niemand etwas gegen Kompilationen in der Art von „1001 albums you must hear before you die“ oder „Rolling Stone – die 500 besten Alben aller Zeiten“. Ich bin dadurch in Vor-Spotify-Zeiten auf eine Menge Musik aufmerksam geworden, die ich sonst wohl links liegen gelassen hätte. So auch das zweite Studioalbum der Beasty Boys „Pauls Boutique“ aus dem Jahr 1989. Die Beasty Boys hatten auf ihrem Erstling „Licensed to Ill“ Rap mit rauen Beats und Hard Rock-Riffs gemixt. Es war das erste Rap-Album, das in den US-Charts ganz an die Spitze kletterte. Die Beasty Boys waren zu clever, für ihr zweites Album die gleiche Formel noch einmal hervorzukramen. Sie probierten einen kompletten Imagewechsel: Die Ära der krakelenden Party-Rapper ließen sie hinter sich und legten als Nachfolgewerk „eine psychedelische Collage voller funky Beats und krasser stilistischer Brüche“ vor. (Rolling Stone, 2015).

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Hilfe von den Dust Brothers

Dabei bekamen sie Hilfe: von den Dust Brothers, einem Produzentenduo, das Spaß am Samplen gefunden hatte. Mike Simpson („E.Z. Mike“) erinnert sich: „Every once in a while we put something together that seemed just too dense and too busy and too crazy for a rapper to rap on, and we put these tracks aside as instrumental Dust Brothers tracks. Then the Beastie Boys wandered into the studio, and heard one of these tracks, and they loved it. That’s how the album got started.“ (Paul Tingen: „The Dust Brothers. Sampling, Recording & the Boat Studio“ in SoS, May 2005)

Bis dahin war die Sample-Technik in Hip-Hop-Produktionen eher sparsam angewandt worden, etwa für Drum-Loops. Das bahnbrechend Neue war, dass auf dem zweiten Album der Beasty Boys „Pauls Boutique“ komplette Songs aus Samples zusammengesetzt wurden. Die kreative Arbeit bestand zu einem Gutteil darin, Hunderte von Platten durchzuhören, um verwendbare Teile zu identifizieren. „Everything was a collage. There was one track on which the Beastie Boys played some instruments, but apart from that everything was made of samples.“

Dabei half den Musikern und den Produzenten ein wahrhaft enzyklopädischer Überblick über die populäre Musik. Dass Samples von den Commodores, den Isley Brüdern, Curtis Mayfield, James Brown, Sky & the Family Stone in einen Hip-Hop-Kontext passen, leuchtet unmittelbar ein. Aber auch Led Zeppelin, Pink Floyd und sogar die Beatles wurden abgesampelt. Das hatte sich noch niemand getraut. Es gibt heute ganze Webseiten, die sich der akribischen Erforschung und Auflistung der verwendeten Samples widmen.

Mit einem simplen Emax I HD produzierten die Dust Brothers die Samples für das Jahrhundertalbum der Beasty Boys. Insgeheim träumten sie von einer DAW.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass E.Z. Mike bei der Arbeit an den Samples nie wirklich happy war:„We did all of Paul’s Boutique on an Emax HD, which was mono and 12-bit and had a 22 kHz sampling rate. So we had plenty of experience of the primitive domain of early sampling: low bit rate and low sampling rate. But we’ve never been in love with the degraded sound of those early machines, we were always trying to make samples sound better.“ (Paul Tingen: „The Dust Brothers“, in SoS, Mai 2005)

Da könnte man meinen, die Beteiligung an diesem phantastischem Album würde dem Emax allein schon einen Platz im Keyboard-Olymp sichern. Doch die Beteiligten sahen das wohl etwas differenzierter. Die gesamte Produktionssituation hatte etwas von einer Bastelstunde.So kam eine primitive Sequencer-Software namens Texture zum Einsatz; eine genauso primitive JL Cooper PPS1-Sync-Box sollte Computer und Band im gleichen Takt laufen lassen. Dazu gesellte sich noch ein Allen & Heath-Mixer mit rudimentärer Automation. Im Prinzip liefen auf allen Kanälen die Samples volles Rohr – und wurden dann je nach den Erfordernissen des Songs über die Mute-Funktion stummgeschaltet.

Davon träumten die Dust Brothers insgeheim, als sie sich mit dem Emax abquälten

E.Z. Mike zieht ein ernüchterndes Fazit: „We had Pro Tools in our heads before it even existed. Since both John and I came from a computer background, we knew what computers were capable of, and we were kind of bombed that the samplers were still so lo-fi or hard to use.“

Das Album schlug zunächst nicht wie eine Bombe ein, die Plattenfirma verbuchte es als Flop. Tatsächlich entfaltete Pauls Boutique seine Wirkung erst langsam.

Ein gefundenes Fressen für Urheberrechts-Anwälte

Und natürlich wurde die Frage aufgeworfen: Kann man sich so ungeniert quer durchs musikalische Gemüsebeet bedienen. Tatsächlich war nur bei einem Teil der Samples die Rechte vorher geklärt worden. Erst im Jahr 2015 wurde eine Klage der Plattenfirma TufAmerica gegen die Beasty Boys endgültig abgewiesen. Es ging um ein illegales Sample der Band Trouble Funk. Die Klage wurde aus rein formaljuristischen Gründen eingestellt. Klar ist: Heute könnte das Meilensteinalbum „Pauls Boutique“ schlicht nicht mehr entstehen. Urheberrechtsfragen werden inzwischen sehr ernst genommen. Eine solch genialisch-anarchische Sampleorgie würde heute von hochspezialisierten Anwälten für geistiges Eigentum sofort stranguliert werden. Und das Einholen der Lizenzen würde die Produktionskosten für ein solches Album in astronomische Höhen treiben. So bleibt Pauls Boutique ein Unikat und der Emax der Sampler, mit dem es produziert wurde. Auch wenn die Macher dabei Blut, Schweiß und Tränen vergossen und von einem noch nicht erfundenem Zauberwerkzeug namens Pro Tools geträumt haben.

Die Produktion von „The real thing“ lief leicht chaotisch ab. Faith no more bescherte das Album gleichwohl mit Epic seinen größten Hit

„Plinky chords“ vom Emax – Faith no more

Ein weiteren Auftritt hat der E-Mu Emax I auf „Faith no more’s“ drittem Album „The real thing“. Das Album wurde weltweit vier Millionen mal verkauft und kletterte in den USA bis auf Platz 11. Faith No more war damals eine Garagenband, die Produktionsbedingungen ein wenig chaotisch. Der neue Sänger Mike Patton hatte ganze zwei Wochen Zeit, die Songtexte zu schreiben. Produzent Matt Wallace soll – den Tränen nahe – seine Mutter angerufen haben, ob sie ihn nicht im Immobiliengeschäft unterbringen könnte.

Die Equipmentliste der Band hätte zwar jeder High Schoolband zur Ehre gereicht. Aber für eine Studioproduktion? “They had Bordin’s Yamaha drum kit and Wallace’s Slingerland Radio King snare drum, Gould’s Gibson Grabber bass going through a Peavey guitar head, Martin’s Gibson Flying V guitar and half-stack Marshall amp, Bottom’s E-mu Emax keyboard and the studio’s piano. ‘We had no options,’ Wallace said. ‘That was it.’”(Classic Track: Epic, Faith no more“, Mix, 2. Juli 2015)

Immerhin drei Tage der teurenStudiozeit verwandte die Band auf die Produktion des Songs “Epic”: „In the final recording, the piano outro is Bottom playing the miked-up studio piano for the melodic top end, and Gould playing plinky chords on the direct-recorded 8-bit sampling Emax keyboard.”

Die Singleauskoppelung „Epic“ sollte der größte Hit der Gruppe werden.

Nine Inches Nails haben praktisch alle Drumsounds auf „Pretty hate machine“ mit dem Emax aufgenommen. Ein Emulator 2 stand auch im Studio.

E-Mu Emax I – Liebling der Industrialbands

Nine Inches Nails sind eine weitere Band, die den Emax eingesetzt haben. „Pretty Hate Machine“ aus dem Jahre 1989 gehört zu meinen absoluten Lieblingsalben aus dieser Zeit. Trotz der massiven Gitarrenparts war es eigentlich ein verkapptes Synthpop-Album. Und Trent Reznor war der„king of the goth dance floor“. In einem Video erinnert sich Chris Vrenna an die Aufnahmen: „We had an Emulator 2, Emax, PPG Wave, Oberheim Expander…“ Vrenna teilte sich damals mit Trent Reznor das Sampeln sowie das Programmieren der Keyboards. „On ‚Pretty Hate Machine‘, all the drums were sampled from other people’s records using an E-Max.” (Bob: Gourley: „Nine Inches Nails“, Chaos Control Digizine 1992)

Clock DVA verwendete den Emax auf dem 1989er Album „Buried Dreams“, um die düsteren Songs mit Klang- und Sprachsamples aus Filmen wie „THX 1138“, „RoboCop“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ anreichern zu können.

Auch die Liner Notes zu St. Etiennes erstem Album Foxbase Alpha verweisen auf den Emax. Pete Wiggs spielt neben einem Sequential Prophet-5 einen Emax I Sampler. Die britische Band mixte auf dem 1991 erschienen Album Houseklänge mit einem Schuss 60er Jahre-Pop und verband die Songs mit Samples aus Filmen.

1993 wird der E-Mu Emax I auf der Equipmentliste zu Tom Waits Album „The Black Rider“ erwähnt. Die Liste lässt sich fortsetzen: Japan, Los Prisioneros, Meat Beat Manifesto, Cabaret Voltaire, Mouse on Mars, Orbital, Skinny Puppy, Steve Roach, Tony Toni Tone, U2 und KMFDM – sie alle haben den Emax eingesetzt.

Aber auch im Video von Eurodance-Star Ice MC zu „Easy“ kann der Emax bewundert werden. „Easy“ ist jetzt nicht mein Lieblingssong, aber der Keyboarder sieht cool aus.

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Und wie schlägt sich nun der Emax am Ende?

Schlussbetrachtung: Emulator II,Emax & und Emax II

Die Position des Emulator II bedarf keiner Klärung: Er ist eine Legende, sitzt im Synthesizer-Olymp zwischen Fairlight, Synclavier, Jupiter-8, Prophet-5 und den großen Oberheim-Synths, schlürft Ambrosia und sonnt sich in seiner Berühmtheit. Er klingt bombastisch, sieht toll aus und wirklich jeder Keyboarder, der in den 80er Jahren Rang und Namen hatte, besaß einen oder auch zwei davon.

Meister aller Klassen ohne Abstriche in der B-Note: Der Emulator 2.

Wer den E-Mu Emulator 2 will, der kauft ihn, und der legt auch ohne Murren und Klagen dafür 3000 Euro auf den Tisch. Höchstens das Thema Maintenance könnte früher oder später virulent werden. Marko Ettlich schreibt in seinem Blue Box-Report: „Böse Zungen sagen, der EII sei ein IC Grab und ganz Unrecht haben sie damit nicht. Ein EII ist nichts für ängstliche Gemüter, die ständig Sorge haben, dass ihr Schätzchen beim nächsten Einschalten sich mit einem lauten Knall und aufsteigendem Rauch verabschiedet.“

E-Mu Emax I – eine gute Alternative

Beim Emax I ist die Hardware reduziert, die Bugs am E-Chip längst behoben und das Floppy-Laufwerk, das gerne mal den Geist aufgab, vermutlich schon gegen einen modernen Floppy Drive Emulator ausgetauscht. Sein Design ist schnörkellos-schlicht, eine Stilikone wie der Emulator II ist er nicht – will er auch nicht sein. Der Emax kann auf die gleiche wunderbare Soundbibliothek wie der Emulator zurückgreifen und er ist deutlich billiger.Der Klang ist ausgezeichnet und dem des Emulator II sehr ähnlich.

Marko besitzt sie beide: „Es gibt natürlich ein paar klangliche Unterschiede zum EII, aber die fallen eigentlich nur im Direktvergleich auf.“ (Blue-Box: Emulator II) Bei seinem Youtube-Vergleich gibt es natürlich viele Kommentare, die den Emulator vorne sehen, einige, die den Emax bevorzugen, aber auch Stimmen die sagen: Manches macht der eine besser, manches der andere. Denen würde ich mich anschließen wollen.

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Etwas merkwürdig berührt es natürlich, dass der Emax für Dave Rossum ein ungeliebtes Kind war, für das er sich fast ein bisschen schämte. Bei der Produktpräsentation musste sein Team ihn vermutlich gefesselt und geknebelt in einem Nebenraum verstecken, damit er den Kleinen nicht öffentlich runterputzte. Der Emax war ihm aufgezwungen worden, weil Ensoniq ihn so frech mit dem Mirage angegriffen hatte. Die Entwicklung des E-Chips interessierte ihn noch und dann aber weg damit.

E-Mu Emax II – Papas Liebling

Tatsächlich war für Dave Rossum erst der E-Mu Emax II wieder ein würdiger Sampler aus dem Hause E-Mu. Von ihm sagt er, dass er mit dem ersten Emax eigentlich nur das Gehäuse gemeinsam gehabt hätte: „The Emax II was a great product, popular and exceedingly reliable. Unlike the Emax, felt like we delivered everything we promised and more.“ (Dave Rossum-Interview auf AMAZONA.de, Part 3) Rossum berichtet, man habe ihm gesagt, die Namensgebung „Emax II“ sei ein kapitaler Fehler gewesen. Gerade so, als ob Ford einen Pinto II herausgebracht hätte. Der Pinto war ein wenig prestigeträchtiges Auto der unteren Mittelklasse. Da möchte ich aber gern dagegenhalten: Anders als beim Pinto konnte bei einem verunglückten Emax wenigstens kein Benzintank beschädigt werden und Feuer fangen.

Im Emax II erkannte Dave Rossum die Tugenden seiner Firma wieder. Ein phantastischer Sampler, freilich mit digitalen Filtern.

Peters Favorit

Der Emax II lässt in vielerlei Hinsicht tatsächlich den Ur-Emax weit hinter sich: Verdoppelte Stimmenzahl, 16-Bit-Sampling, Stereo-Sampling, interner Speicher bis auf 8 MB aufrüstbar. Ein Sound konnte auch ohne Multisampling aufs ganze Keyboard gelegt werden. Noch Fragen? Peter Grandl nahm 1989 sogar einen Kredit auf, um die verlangten 13.400 DM auf den Tresen der Münchner Filiale des Synthesizerstudio Bonn zu legen. In seinem Green Box-Report zieht er ein begeistertes Fazit: „Der E-Mu EMAX II ist ein einmaliges Kreativwerkzeug, das dank seiner hervorragenden Filter, Synthesen und des einzigartigen Arpeggiators, wirklich immer noch ein spannendes und zeitloses Instrument für Elektronik-Musiker ist.“

Markos Verdikt

Das hervorragende Filter freilich war nicht mehr von SSM. Dave Rossum hatte alle seine Genialität in die Aufgabe gesteckt, die analogen Filtereigenschaften digital in einem DSP-Chip nachzubauen. Ob ihm das gelungen ist? Marko Ettlich hat diese Frage für sich klar beantwortet: „Hier wurde ein Digitalfilter verbaut und das hört man auch deutlich. Im Gegensatz zum ersten Emax klingt er langweilig und undifferenziert obwohl beide 100% klangkompatibel sind. Fazit: Die Filter färben den Klang schon extrem und das macht hier den Klang aus.“

Manchmal kann der Marko in seinem unbestechlichen Urteil ja ganz schön hart sein. Was mache ich denn jetzt bloß, wenn ich vielleicht auf der nächsten Superbooth mit beiden ein Bier trinken möchte? Okay, versuchen wir es mal auf die salomonische Art: „Trotz der unbestrittenen zahlreichen Vorteile des Emax II liegt aufgrund des Analogfilters rein klangmäßig der Emax I doch noch ein gutes Stück näher am Sound-Ideal des E2“. Puh, die Kurve gerade noch mal gekriegt. Wenn’s auch ordentlich gequietscht hat :-))

Mit einem Floppy Disk-Emulator ist der Emax für künftige Einsätze gut gerüstet

Den Emax auf Vordermann bringen – Interview mit Mark-Ephraim Kretschmer

Wer sich fürs Oldschool-Sampling interessiert ist vielleicht schon mal auf den Online-Shop „rawndry“ aufmerksam geworden. Rawndry bietetalles an, um Vintage-Sampler zu erhalten und in heutigen Studioumgebungen optimal nutzbar zu machen. Im Gespräch mit Peter Grandl hatte Inhaber Mark-Ephraim Kretschmer schon verraten, wie sich der Laden richtig ausspricht. „raw ‚n‘ dry“. Das bedeutet „roh und trocken“. Und genauso müssen für Mark Drum-Samples klingen.
Unser Blue-Box-Report zum Emax ist ein willkommener Anlass, wieder einmal mit Mark zu sprechen.

Bei Mark-Ephraim Kretschmer steht der Emax ganz oben in der Gunst.

Costello:
Hallo Mark, das Gespräch mit Peter liegt jetzt ein gutes Jahr zurück – was hat sich seither bei dir getan?

Mark:
Ich hab jetzt auf jeden Fall mehr Anfragen wegen Reparaturen und Aufrüstungen. Das läuft sehr gut und regelmäßig. Ansonsten versuche ich weiterhin kontinuierlich MPCs und andere Sampler aufzuarbeiten und an den Mann zu bringen.

Costello:
Bereits Peter hattest Du verraten, dass Du ein absoluter Fan von 12-Bitsamplern bist. Da müsste der Emax ja ganz oben in deiner Gunst stehen?

Mark:
Auf jeden Fall! Der Emax steht mit der SP1200 ganz oben bei mir.

Costello:
Soundmäßig gibt es auch eine Schnittmenge zum berühmten Emulator 2.

Mark:
Leider hatte ich bisher nur einen EII in den Händen, der auch noch defekt war. Somit hab ich leider kaum Erfahrung mit dem Sound. Der EII ist zwar 8-Bit, aber der Sound ist dennoch vergleichsweise gut, vor allem beim Pitchen. Weniger Aliasing als der Emax, soweit ich das richtig gehört habe.

Costello:
Bevorzugst du beim Emax eigentlich die Rack-Variante oder die Keyboard-Version?

Mark:
Rack, einfach nur wegen dem Platz. Ich bin ja auch kein Keyboarder, sondern Beatmacher.

Die Rack-Variante des Emax bringt es auf drei HE

Costello:
Alles was nach dem Emax von E-Mu kam, war in gewisser Hinsicht um Längen „besser“ – was die Polyphonie angeht, den Speicherplatz, teils auch das Handling. Lohnt es trotzdem aus deiner Sicht heute noch, in einen Lofi-Sampler wie den Emax zu investieren?

Mark:
Das kommt darauf an was man will. Ich als Beatmacher mit Hang zum Lo-Fi will den coolen Sound der Kiste, daher lohnt es sich für mich auf jeden Fall, weil ich genau den Sound haben will und ihn nirgendwo anders bekomme. Als Keyboarder hat man vielleicht andere Prioritäten. Aber sicherlich weiß jeder selbst warum er grade einen Emax haben will. Wer einfach einen Sampler haben will, ohne bestimmte Vorlieben, sollte eher was moderneres nehmen. Ist einfach viel komfortabler und außerdem leichter reparier- oder ersetzbar.

Costello:
Wie steht es um die Zuverlässigkeit der frühen Emax-Geräte?

Mark:
Normale „Verschleißteile“ wie z.B. Diskettenlaufwerke, Buttons, Slider, Netzteil, Tastatur sollten auf jeden Fall erneuert, überholt und gereinigt werden, damit die Geräte weiterhin zuverlässig laufen. Das ist auch alles kein Problem. Kritisch wird’s nur wenn Defekte auftreten, die irreparabel sind, weil bestimmte alte Bauteile nicht mehr zu bekommen sind.

Costello:
Gehen wir mal davon aus, jemand hat noch einen Emax im Urzustand. Mit ausgeblichenem Display und ausgeleiertem Floppy Disk-Laufwerk. Welche Frischzellenkur würdest du dem Emax verordnen?

Mark:
Da würde ich auf jeden Fall das komplette Programm empfehlen: Reinigung, OLED-Display, HxC Floppy Emulator, neue Slider, Buttons überarbeiten. Wenn SCSI vorhanden ist würde ich auch noch einen SCSI-Cardreader als Festplattenersatz empfehlen. Beim Keyboard sollten außerdem die Tastenkontakte gereinigt werden.

Costello:
Was muss man ungefähr anlegen, wenn man seinen Emax entsprechend überarbeiten lassen will?

Mark:
Ca. 600-700 Euro.

Costello:
An dem Mini-Speicherplatz von 512 MB ist aber nix zu löten – oder?

Mark:
Das wäre schön. Kann ich leider nicht anbieten.

Costello:
Spätere Emax-Modelle besaßen auch einen SCSI-Anschluss. Macht das Sinn, nach einem solchen Gerät Ausschau zu halten oder ist diese Technik durch die Floppy Disk-Emulatoren mehr oder weniger obsolet geworden?

Mark:
Beim Emax macht es nicht so einen großen Unterschied, weil man ja eh nur einen kleinen Ram hat. Aber im allgemeinen ist SCSI schneller und praktischer. Beides im Emax zu haben ist optimal. Man kann dann Floppy Disk-Images benutzen aber auch von dem schnellen SCSI profitieren.

Costello:
Du bietest auf deiner Seite auch das EmuSer-Set an. Was hat es damit auf sich?

Mark:
Der Emuser ist eine weitere Speicherlösung als Alternative oder Ergänzung zu Floppy-Emulator und SCSI-Cardreader. Man kann damit Banks direkt in den Speicher des Emax hochladen und auch runterladen. Benutzt man dafür z.B. ein kleines Netbook ist es im Prinzip wie ein externer Speicher. Wenn der Emax kein SCSI hat und man sein altes Floppy-Laufwerk behalten will, ist der Emuser eine sehr gute Lösung, denn man kann praktisch eine unbegrenzte Anzahl von Sounds auf dem PC verwalten.

Ein Emax, der über ein EmuSer-Kabel an einen PC angeschlossen ist. (Mit freundlicher Genehmigung von Mark-Ephraim Kretschmer)

Costello:
Dein EmuSer-Set und die dazugehörige Software ist auf einen PC und Windows zugeschnitten. Gibt es etwas ähnliches für Mac-Nutzer?

Mark:
Es gibt eine Software namens SMAX mit der es funktionieren soll. Ein Kunde hat damit gearbeitet.

Costello:
Mark, du bietest ja ausdrücklich auch Stil-Beratung an. Nach dem Motto: Welcher Sampler passt zu mir? Wem würdest du den Emax ans Herz legen?

Mark:
Auf jeden Fall jedem mit Interesse an einem Sound, der markant vom Sampler gefärbt wird.

Costello:
Herzlichen Dank für das Interview und weiter viel Freude und Erfolg mit deinem Rawndry-Shop. Für interessierte Leser: Die Website des Rawndry-Onlineshops findet ihr in der Linksammlung.

Neben eigenen Samples macht der Zugriff auf die große Klangbibliothek einen entscheidenden Vorteil des Emax aus

Klangbeispiele E-Mu Emax I

In den Mini-Kompositionen mit stilistischen Anleihen u.a. bei PSB, DM und Japan habe ich etwa 50 verschiedene Sounds untergebracht, die hier in der Reihenfolge ihres Auftauchens im Stück genannt werden. Zusammen mit den Einzelbeispielen und Markos Videos erlauben sie einen recht umfassenden Überblick über das Klangspektrum des Emax.

A Question of Sound: Horror Breath, Multi Synth (Stacksound), Chor, Spectrum Synth II (Bass), Marimba, Whoosh, Fantasia (D50-Sample), Brite Keys, Reed Instruments, Perky (Sequential VS-Sample) und eigenes Sample Obi 8-Digital.

Baby would you drive my car: Car Sounds, E-Bass, Funk Guitar (zwei verschiedene Licks) Wahwah Guitar, Rap Brass und diverse Stimm-Samples, die ich über TC VoiceLive verfremdet habe. Disclaimer 1: Ich bin nicht der Ansicht, dass Frauen schlechter Autofahren als Männer. Disclaimer 2: Ich habe gar kein Auto :-)

Kamakura: Koto, Drumloop vom Kurzweil mit 10 kHz abgesampelt, auf zwei Tasten gemappt und so immer wieder neu getriggert, eigenes Fretless-Sample vom RD-500, Bizarre Bell, Mallets, Sample mit traditionellem japanischen Gesang, eigenes OB-8-Sample „Detuned“, Bottle flute, Gong.

Dancingthrough my life: City Ambience, Children, Car Horns, Arco Strings, High Strings, Synclavier (Stacksound), Spectrum Synth I (Bass), Expensive (besser bekannt als “Liquid Stack”), Pop Brass, Horn, Voices.

Wells Fargo: Boeing 747 Überflug, Percussion, Alembic Bass, Berimbau, Horses (Pferdegespann, Schnauben, Wiehern), Gibson Tremolo, Guitar Noise, Cow Bell, Piano, Construction Site (Hämmern)

Weitere Beispiele bringen u.a. „Loon’s Garden“ mit der berühmten Shakuhachi-Flöte zu Gehör, das Preset „1000 mm lens“, die Spectrum Synthese, die Arco Strings sowie „Expensive“ (Liquid Stack oder zumindest ein naher Verwandter), sowie einen Filtersound mit Panning.

An eigenen Samples gibt es einige Klänge vom Oberheim OB-8 und OB-1 zu hören (Digital, Brass, Fluty, Detune mit Filter, OB-1-Bass) sowie vom Kurzweil (Bass, Metallic, Brass, Cow Bell, Lofi-Drum-Loop aufgenommen mit 10 kHz Samplefrequenz). Mit dem Mikrofon habe ich die Stimm-Samples bei „Drive my car“ aufgenommen. Vom Roland RD-500 habe ich den Fretless Bass auf „Kamakura“ und einen Voice-Sound gesampelt. Es macht durchaus Sinn Rompler abzusamplen. Der relativ harmlose Hauchsound vom RD-500 klingt plötzlich nach Fairlight. Allen Klängen prägt der Emax seinen ganz eigenen Filterstempel auf.

Vintage-Sampler: E-Mu Emax I, & Synthesizer (1986) - AMAZONA.de (2024)
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Author: Mr. See Jast

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